Ecclestone: „Das alles war ein großes Missverständnis“

Ecclestone: „Das alles war ein großes Missverständnis“

„Das alles war ein großes Missverständnis. Wir haben über Strukturen gesprochen und dass es manchmal gut sein kann, wenn etwas uneingeschränkt und stringent behandelt und entschieden wird. Dann bin ich gefragt worden, ob ich Diktatoren kennen würde“, sagte der 78-Jährige britische Formel-1-Boss Bernie Ecclestone gegenüber der Bild-Zeitung. Ecclestone relativierte seine Aussagen. Dies ist dringend notwendig, denn die Wogen, die sein Interview geschlagen hat, sind gewaltig. Es ist geboten, den entstandenen Schaden in Grenzen zu halten. Ecclestone hatte sich in einem Interview mit der Londoner „Times“ positiv über Adolf Hitler und andere Diktatoren geäußert. Im Interview mit der „Times“ sagte er: „Vermutlich ist es schrecklich, das zu sagen, aber abgesehen von der Tatsache, dass Hitler überzeugt wurde, Dinge zu machen, von denen ich nicht weiß, ob er sie wollte oder nicht, war er in der Lage, eine Menge Menschen zu befehligen und Dinge erledigen zu können.“ „Am Ende hat er die Orientierung verloren, also war er kein sehr guter Diktator. Entweder wusste er, was vor sich ging und bestand darauf, oder er hat sich dem einfach angeschlossen.“
Er habe Hitler nicht als positives Beispiel aufgeführt, sondern nur darauf hingewiesen, dass dieser vor seinen fürchterlichen Verbrechen erfolgreich gegen Arbeitslosigkeit und Wirtschaftskrise gewirkt habe, so Ecclestone. Er betonte, dass er niemals auf die Idee gekommen wäre, die Gefühle der jüdischen Gemeinschaft zu verletzen. „Viele Personen meines engsten Freundeskreises sind Juden. Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich niemals Minderheiten attackieren würde“, so der Formel-1-Boss.
Der Jüdischen Weltkongresses hatte nach dem Interview den Rücktritt Ecclestones gefordert. Er sei wegen seiner Einstellung nicht geeignet, eine Organisation wie die Formel 1 zu leiten. Auch der Zentralrat der Juden in Deutschland forderte Konsequenzen: „Gerade eine Woche vor dem Start am Nürburgring sollten alle Teams sehr klar machen: Wer Hitler lobt, katapultiert sich selbst rasant sofort aus der Seriosität heraus“, so der Vizepräsident des Zentralrats, Dieter Graumann in einem Interview mit dem Handelsblatt. Ecclestone sei „ein übler politischer Geisterfahrer und fährt so die gesamte Formel 1 an die Wand“. Er forderte: „Kein Team sollte mehr mit ihm zusammen arbeiten – ein Boykott wäre nun mehr als angebracht.“
Auch Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) sagte ein geplantes Treffen mit dem Formel-1-Chef ab. „Das hat der Ministerpräsident am Wochenende nach Bekanntwerden der Äußerungen entschieden“, so Regierungssprecher Christoph Dahl. Dabei war gerade dieses Treffen als Hoffnungsschimmer für den Erhalt der Formel 1 auf dem Hockenheimring bezeichnet worden.

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