Evolution des Volkswagen Formel-3-Motors: Detailtiefe statt grober Eingriffe
Das Verbot kostspieliger und aufwändiger Materialien, effizient wirkende Luftmengenbegrenzer, streng vorgeschriebene Nähe zu den Serien-Pendants: Das restriktive und bewährte Formel-3-Reglement lenkt die Entwicklungsarbeit der Ingenieure bei der Optimierung des Formel-3-Aggregats aus dem Volkswagen Konzern in enge kreative Bahnen.
Forschung mit Detailtiefe stand deshalb vor der Saison 2008 bei der Weiterentwicklung des Zweiliter-Triebwerks aus Wolfsburg, das im September 2007 Rennpremiere feierte, im Lastenheft der Techniker.
„Ein Leistungsgewinn von zwei oder drei PS im Vergleich zum Vorjahr gilt in der Formel 3 schon als großer Fortschritt“, so Donatus Wichelhaus, Leiter der Motorenentwicklung von Volkswagen Motorsport. „Deshalb geht es vor allem um Detailarbeit an vielen Stellen, die in der Summe kleine Fortschritte ergeben.“ Die auf klassische Ansatzpunkte im Motorenbau beschränkte Evolution widmete sich im Winter beispielsweise der Reibungsoptimierung und dem idealen Verdichtungsverhältnis. „Drehmoment und Leistung – und damit die Fahrbarkeit des Triebwerks – sind fortwährend ein Thema. Dazu haben wir uns mit dem Gewicht des Motors befasst, um fahrdynamische Fortschritte zu erzielen“, so Wichelhaus.
Das Mindestgewicht eines Formel-3-Monoposto ist mit 540 Kilogramm reglementiert. Um möglichst in der Nähe dieses Gewichtes zu rangieren, kommt dem Motor eine wichtige Rolle zu. Als konstruktives Element im Gesamtkonzept eines Formel-3-Boliden übernimmt das Aggregat zusammen mit einem Hilfsrahmen zwischen Kohlefaser-Monocoque und hinten angeflanschtem Getriebe eine tragende Rolle. Trotzdem ist Leichtbau oberste Ingenieurs-Pflicht, um den Fahrzeugschwerpunkt so tief wie möglich zu halten. Während regelbedingt Pleuel und Ventile aus Stahl bestehen müssen, wird bei weiteren Bauteilen des Volkswagen Formel-3-Motors konsequent Leichtmetall verwendet: Kurbelgehäuse und Zylinderkopf, die laut Regelwerk eine Transferstraße der Großserien-Produktion durchlaufen haben müssen, bestehen bereits in der Serie aus Aluminium. Material darf an diesen Baugruppen entfernt, nicht jedoch aber hinzugefügt werden – lediglich ungenutzte Kanäle und Öffnungen dürfen verschlossen werden.
Technische Daten: Volkswagen Formel-3-Motor
Bauweise	
 Reihen-Vierzylinder-Otto-Saugmotor, vier Ventile pro Zylinder, Betätigung über zwei obenliegende Nockenwellen, Motorblock und Zylinderkopf aus Aluminium, Benzin-Saugrohreinspritzung
 Einbauposition
 Mittelmotor, mit tragend längs vor der Hinterachse 
 Bohrung
 83 mm
 Hub
 92,3 mm
 Hubraum
 1.997 cm³
 Verdichtung
 13:1
 Leistung
 ca. 154 kW (210 PS) bei 5.800 Umin-1
 Drehmoment
 ca. 250 Nm bei 5.400 Umin-1
 Luftmengen-Begrenzer
 26 mm Durchmesser über 3 mm Länge im Ansaugtrakt gemäß Reglement
 Motormanagement
 Bosch MS 3.1 gemäß Reglement
 Abgasreinigung
 Dreiwege-Rennkatalysator
 Schmierung
 Trockensumpf
 Kraftstoff
 102 ROZ gemäß Reglement
 Datenerfassung
 Bosch WINDarab
Dallara F308 Formel-3-Chassis
 Hersteller	
 Dallara Automobili srl
 Bauweise	
 Kohlefaser/Kevlar-Monocoque in Sandwich-Bauweise
 Kraftübertragung	
 sequenzielles 6-Gang-Getriebe mit Rückwärtsgang
 Bremsen	
 innen belüftete Scheibenbremsen
 Reifen
 180/550 R13 vorne, 240/570 R13 hinten
 Felgen
 9×13 Zoll vorne, 10,5×13 Zoll hinten
 Länge/Breite/Höhe
 4.188/1.825/950 mm
 Mindestgewicht
 540 kg (rennfertig inklusive Fahrer, ohne Kraftstoff)